Brescia Calcio – Der erste richtige Test

Jan Trenner 09.07.2013

Aussortieren beim Nachwuchs

Bastian Schweinsteiger hat das Trainingslager zur weiteren Behandlung bereits verlassen. Holger Badstuber und Mario Götze werden sich ihm heute Abend anschließen. Benno Schmitz, Rico Strieder, Vladimir Rankovic und Oliver Markoutz machen sich ebenfalls auf die Rückreise an die Isar. Sie waren als Verstärkung für den durch Nationalelf- und Confed-Cup-Urlaub ausgedünnten Kader mit ins Trentino gereist. Somit dürften Alessandro Schöpf und Julian Green die einzigen »Überraschungen« sein, die weiterhin mit den Profis trainieren und zu den letzten beiden Spielen reisen werden. Weder Schöpf noch Green sind bzw. konnten heute besonders auffallen. Das Tempo war nicht sehr hoch, sodass Green 2 Mal in den Strafraum zog und Schöpf sich »stets bemüht« zeigte. Chancen auf einen Aufstieg in den Profikader dürften sie sich nicht ernsthaft ausrechnen. Ähnlich schwer wird es für Patrick Weihrauch und Mitchell Weiser.

Pierre-Emile Höjbjerg spielte die erste Halbzeit, während er in der zweiten Hälfte 1zu1 durch Emre Can auf der Position vor der Abwehr (in einem 4-1-4-1) ersetzt wurde. Höjbjerg zeigte sich (auch Dank der höheren Qualität seiner Mitspieler) etwas besser, fing 4-5 Bälle durch ausgezeichnetes Stellungsspiel ab und zeigte sich ruhig. Emre Can hatte seine – stets vorhandene – fahrlässige Szene, aber dafür einen strammen Schuss aufs gegnerische Tor, der nur durch guten Einsatz von Brescia Calcios Torhüter pariert werden konnte. Ein Fingerzeig könnte nun sein, dass Pep Guardiola Höjbjerg den Vorzug in der Startelf gab und ihn als seinen Favoriten erkoren hat. Alles nur temporär zu sehen. Mit einer Rückkehr von Martínez, Gustavo, Schweinsteiger und Mario Götze dürften auch ohne die beiden Youngster genug Optionen vorhanden sein.

4-1-4-1 und ständige Rotation der Offensivkräfte

Guardiola hat seine Mannschaft mit einem 4-1-4-1 auflaufen lassen. Während Höjbjerg (2.HZ Can) die Position vor der Abwehr übernommen hat, konnte Toni Kroos weiter nach vorn schieben und so ebenfalls bei der Rotation der Offensivkräfte mitwirken.

Außerdem hatte ich den Eindruck, dass unsere Außenverteidiger speziell in der ersten Halbzeit extrem weit vorn standen. Schon in der letzten Spielzeit stellte Philipp Lahm mit allerhand Vorlagen seine (neue) Torgefährlichkeit unter Beweis. David Alaba ist als exzellenter Partner von Franck Ribéry bekannt und ebenso offensiv unterwegs. Dennoch: die Abstände zwischen van Buyten und Boateng in der IV und der Linie aus Höjbjerg – Lahm – Alaba waren groß. Das führte bei Abstimmungsproblemen im Defensivverhalten schnell zu Torchancen des Gegners. Mit etwas mehr Training wird sich das einspielen und ist gegen tief stehende Mannschaften gut einzusetzen.

Unsere Offensivkräfte rotierten ständig miteinander auf den zu besetzenden Positionen. Bereits Jupp Heynckes setzte dieses Mittel ein. Im Gegensatz zu Pep Guardiola aber wesentlich sparsamer. War Toni Kroos aufgerückt und Mario Mandzukic nicht im gegnerischen Strafraum wechselten mitunter fünf Personen ihren Platz. Meist wurde das Zentrum sehr eng (man denkt sich noch hoch stehende Außenverteidiger dazu), aber mit genügend Bewegung lassen sich Räume schaffen und Gegner verwirren. Ich freue mich darauf, wenn sich tief stehende Gegner auch in der Bundesliga mit der geballten Kraft unserer Offensive auseinandersetzen müssen.

Weitere Erkenntnisse kann man wohl erst in den nächsten Wochen und nach einigen Spielen erhalten. Besonders zum Start der Pflichtpartien wird wichtig sein, dass die Mannschaft Guardiolas Spielidee nicht nur verstanden hat sondern auch umsetzen kann.

FC Bayern München – Brescia Calcio 3:0 (2:0)
FC Bayern München Neuer – Lahm (Rafinha), Boateng (Schmitz), van Buyten (Kirchhoff), Alaba (Contento) – Höjbjerg (Can), Kroos (Schöpf) – Müller (Weihrauch), Shaqiri (Green), Ribery (Weiser) – Mandzukic (Pizarro)
Tore 1:0 Müller (23.), 2:0 Kroos (32.), 3:0 Kirchhoff (90.)