round-up

Rot-Weißes Round-Up: Owen Hargreaves

Felix Trenner 20.01.2015

Hargreaves spielte zu diesem Zeitpunkt bereits seine siebte Saison in München, per Zufall war ich also zum Fan eines echten Münchners geworden, auch wenn er in Calgary (Kanada) geboren wurde und für die englische Nationalmannschaft spielte. Der sympathische Lockenkopf war zumindest teilweise mit der Generation Lahm/Schweinsteiger groß geworden, auch wenn er einige Jahre vorher für die Profis auflaufen durfte. Seit 2001 war er auch medial bekannt, weil er Champions-League-Halbfinale und -Finale über 90 Minuten bestritten hatte, und zwar herausragend gut. Seitdem gehörte der junge Engländer zum Stamm des Bayern-Kaders und sorgte für defensive Stabilität. Auch wenn ihm im Zeitraum zwischen 2002 und 2006 ein weiterer internationaler Titel verwehrt blieb, heimste er mit dem FCB so ziemlich alle Titel ein, die man im Vereinsfußball gewinnen kann.

Für mich persönlich blieb Owen der Spieler, mit dem ich mich am meisten identifizieren konnte. Er war jung, strahlte eine unheimliche Sympathie aus und spielte einen zumeist unauffälligen, aber exzellenten Part im Bayern-System, das während seiner Zeit in München oft nicht von spektakulärer Offensive, sondern von solidem Gewinnen geprägt war. Hargreaves war nie der, der die meisten Tore schoss oder der, der am nächsten Tag die Titelblätter prägte – er war der Prototyp des konsequenten Defensivstrategen, der sich nicht davor scheute, auch mal auszuteilen. Es gab kaum einen Bayern-Fan, der Hargreaves nicht mochte, weil es auch keinen Grund dazu gab. Er kam aus der eigenen Jugend, war loyal und spielte gut. Aber es gab wenige Bayern-Fans, die Owen so gerne hatten, dass sie ihm auf der neu gestalteten Homepage des FC Bayern in der „Schreib deinem Lieblingsspieler“-Kategorie Fanpost zukommen ließen.

Hargreaves war immer loyal gewesen und hatte dem FCB viel verdankt – er war allerdings auch immer offen damit umgegangen, irgendwann in der Premier League spielen zu wollen. Gerade deshalb war ich ihm, wie viele andere, keineswegs böse, als er 2007 für 25 Millionen Euro zu Manchester United wechselte. Im Gegenteil: Sein Wechsel führte dazu, dass ich ab 2007 auch ManUs‘ Ergebnisse verfolgte und beim Champions-League-Sieg der Briten 2008 für die Red Devils jubelte (Genauso war es übrigens 2006 bei der WM, als die Engländer im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Portugal scheiterten – und nur Hargreaves aus 11 Metern traf).

Doch zeigten sich nach seinem Wechsel auch die Schattenseiten. Schon in München war Hargreaves häufig verletzt gewesen und hatte kein einziges Mal 30 Bundesliga Spiele in einer Saison geschafft. Jedes Mal wenn ich an die Säbener Straße gefahren war und die Ordner gefragt hatte, ob Owen Hargreaves trainierte, hieß es: Der ist schon wieder verletzt und bleibt im Reha-Raum. Zwei äußerst langwierige Verletzungen an der Patellasehne und im Knie führten dazu, dass der Mittelfeldspieler beinahe die gesamten Saisons 08/09 und 09/10 verpasste. Selbst nach seiner Rückkehr nach 89 (!) verpassten Spielen kam er nicht mehr in Tritt. Nachdem er sich erneut zweimal verletzt hatte, wurde sein Vertrag bei United nicht verlängert – nach einer Übergangsphase zog er weiter zum Stadtrivalen City. Und in Blau feierte er ein derart überragendes Comeback, dass ich mir sicher war: Es geht wieder bergauf. Doch was gut begonnen hatte, währte nur kurz: Sein erstes Spiel für City war auch sein letztes.

Owen Hargreaves musste seine Karriere verletzungsbedingt zu früh beenden – und ich trauerte meinem Lieblingsspieler lange nach. Bis ich ihn vor einem Jahr in der Allianz Arena traf. Ein paar Minuten konnte ich mit meinem Idol reden, er erzählte mir, dass er bald als Fernsehexperte zurück nach Deutschland kommen würde – und dass das Auswärtstrikot aus der Saison 2003/04 sein liebstes war. Happy Birthday, Owen!

Miasanrot.de stellt regelmäßig am Dienstag und Freitag in einem Round-Up lesenswerte Texte und Fundstücke rund um den FC Bayern zusammen. Gewidmet wird jedes Round-Up einem ehemaligen Bayern-Spieler, der am jeweiligen Tag (oder kurz zuvor/danach) Geburtstag hat.

Presseschau

Bayerns U19 im Fokus

Konzeptfussballberlin.de veröffentlichte zwei sehr interessante Analysen zum Bayern-Nachwuchs. Der Text »Die Talente der Bayrischen U19« stehen Marco Hingerl, Lucas Scholl, Sinan Kurt und Michael Eberwein im Fokus. Neben kurzen Portraits folgt eine fundierte Einschätzung ihrer Chancen beim FC Bayern. Obwohl das Porträt der U19 als »Kurzanalyse« betitelt ist, bespricht sie eine Vielzahl von taktischen und auf Einzelspieler bezogene Gesichtspunkte. Das »Grundmerkmal Flexibilität« und der »Pressingansatz« sind zwei Themen.

Eurosport analysiert ebenfalls unter dem von Matthias Sammer eingeführten Begriff des »WOW«-Effekts die ins Trainingslager mitgereisten Youngster.

Wintertrainingslager – Weitere Eindrücke

Der Abschluss des Wintertrainingslagers hat einige lesenswerte Artikel geliefert. Es ist weiterhin offen, ob David Alaba schon beim Rückrundenauftakt gegen den VfL Wolfsburg in der Startelf steht – die Süddeutsche Zeitung berichtet über seine Rückkehr. Außerdem kommt übermittelt sie Guardiolas positives Fazit und die hohen Erwartungen an Bastian Schweinsteiger. Inwiefern »Ribery ohne Bart« in die Kategorie »Peps Geheimakte« passt, sollte jeder selbst beurteilen.

Etwas weiter Voraus blickt Michael in seinem Blog »Ein Schuss. Ein Tor. Der Blog«. Er zählt sieben Gründe auf, »warum der FC Bayern eine maximal erfolgreiche Rückrunde spielen wird«.

Der FC Bayern und Katar

Zum Ende des Trainingslagers formierte sich auf Twitter und auch in der Presse Unmut bis Widerstand gegen die Zusammenarbeit des FC Bayern mit Katar und das Testspiel in Saudi-Arabien. Wir werden das Thema mit Blick auf die nächste Jahreshauptversammlung und in unserem Podcast betrachten. Die nächste Aufnahme mit Christopher, Steffen, Jolle und Jan findet am Sonntag, den 25. Januar, statt. Die folgenden Links sollen als Hintergrundinformationen zur Vorbereitung dienen.

Die FAZ titelt »Das Frauen-Feindschaftsspiel des FC Bayern« während der Tagesspiegel »Die Crux mit der Moral« thematisiert und die Zeit fragt, wie der Verein das ignorieren kann. Die Süddeutsche Zeitung legt ein besonderes Augenmerk auf die Millionenzahlung, die der FCB über Volkswagen für den Test in Saudi-Arabien erhält. Ben sammelt in seinem Blog als »Stadtneurotiker« ebenfalls Links und ruft in einer eigenen Stellungnahme seinem Verein »Es ist Politik!« zu.

Tribünengespräch: Als Journalist im FCB-Trainingslager

Wie sieht die Arbeit eines Journalisten im Wintertrainingslager des FC Bayern aus? Wie gestaltet sich sein Tag, welchen Zugang bekommt er zu Spielern und wie sehen Fragerunden während Pressekonferenzen aus? Welche Formate muss er eigentlich bedienen und welche Rolle spielen Sponsoren? Der Rasenfunk präsentiert in seinem neuen Format »Tribünengespräch« Eindrücke aus erster Hand und spricht mit Daniel Rathjen (Ressortleiter Fußball Eurosport.com), der den FC Bayern begleitet hat. Besonders spannend sind auch seine Eindrücke zum Thema »FC Bayern und Katar«.

Miasanrot: Podcast Episode 21

Auch wir haben eine neue Episode unseres Podcasts veröffentlicht. Christopher und Jan sprechen über das Wintertrainingslager, den Abgang von Shaqiri und die Leihe von Højbjerg.

Am Tag des letzten Testspiels außerhalb Deutschlands thematisieren wir das Trainingslager, die absolvierten Einheiten und weitere Eindrücke. In Sachen Transfers hat der FC Bayern zwei Abgänge zu verbuchen. Xherdan Shaqiri hat den FCB verlassen und Pierre Emile Højbjerg wird bis zum Sommer in Augsburg Spielpraxis sammeln. Beide Spieler werden beleuchtet, bevor wir uns einem großen – sehr gemischten – Block an Hörerfragen widmen. Hier besprechen wir erneut Abgänge, die Situation im Nachwuchs, Mitchell Weiser und vertrösten auf eine größere Diskussion im nächsten Podcast. Darin werden wir auch die Dominanz und den internationalen Vergleich thematisieren.
Themen im Miasanrot-Podcast #21

Højbjerg-Watch

Dienstags werden wir das Rot-Weiße Round-Up ergänzen und speziell auf Pierre Emile Højbjerg blicken. Bis zum Sommer wird er für den FC Augsburg auflaufen.

Im bereits etwas älteren Artikel vom 09. Januar analysiert der Bleacher Report unter der Überschrift »Make or Break« insbesondere taktische Formationen beim FC Augsburg und Højbjergs Konkurrenz um einen Platz in der Startformation.

Die übertrieben reißerisch zitierten Aussagen Højbjergs in der dänischen Zeitung haben wir mit einem Update unseres Artikels eingeordnet. Die TZ ergänzt, dass Pierre »Niemals!« dem Trainer oder Verein Vorwürfe machen würde.

Als Abschluss: Der FC Augsburg präsentiert Eindrücke aus dem Trainingsbetrieb und ein Interview mit Højbjerg:

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