Ganz oben – Für immer

Jan Trenner 15.07.2014

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Man könnte nun wieder anfangen die Geschichte dieser Truppe zu erzählen. Von denen, die mit blondierten Haaren oder (noch) kindlicherem Gesicht die große Bühne des Fußballs betraten, erste Spuren hinterließen, aber nie den letzten Schritt schafften. Immer scheiterten sie bitter, wenn es für die Nationalmannschaft oder den Verein um alles ging. Angefangen 2004, über den undankbaren dritten Platz 2006, die Spanier 2008, Thomas Müllers »Goldener Schuh« 2010, die Italiener 2012 und nun endlich der Triumph im legendären Maracanã. Im Verein sah es ähnlich aus. Erinnern wir uns nur kurz an 2010, 2012 und den Tag, den das rote München lieber vergessen würde, aber dann die »magische Wembleynacht«. Das Triple – historisch.

Nun sind diejenigen, die besonders die Jüngeren unter uns als prägendste Figuren im Kopf haben, auf Vereins- und Nationalebene mit den allergrößten Titeln ausgezeichnet. Kaum ein Bild symbolisiert diesen Aufstieg und den bitteren Weg nach ganz Oben so deutlich, wie die Umarmung von Philipp Lahm, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger. Am Ende der Kräfte, alles gegeben, gekämpft und nach dem Abpfiff mehr als eine Träne im blutigen Gesicht.

Eine Truppe an Weltmeistern, die entscheidend vom FC Bayern und der Erfahrung der letzten Jahre geprägt wurde. Der Boss, der vermutlich inzwischen Debatten um seine Person mit einem müden Lächeln abtun kann. Getreten, blutig geschlagen, aufgestanden, gesiegt. Der Kapitän, der seit Jahren an der absoluten Leistungsobergrenze spielt und so gut ist, dass man manchmal vergisst seine Taten zu betonen. Der junge Spielmacher, der einen sehr guten Start in die Weltmeisterschaft spielte und am Ende einem Fehler nur ein »unglücklich« statt »fatal« zuschreiben kann. Der neue »Titan« im Tor, der alles hält, wenn er muss und sich auch bei sieben Toren noch über den einen Gegentreffer ärgern kann. Der Müller – für den es eigentlich keine weitere Beschreibung braucht, weil er den Ball nur irgendwo am Körper benötigt und der erste ist, dem der Schalk ins Gesicht geschrieben steht. Den Berliner Jungen, der inzwischen der ruhige und souveräne ist. Von der Süddeutschen Zeitung zu Recht als »Turm in der Schlacht« bezeichnet. Aber der Blick muss über den Tellerrand des FC Bayern gehoben werden, da bei dieser Weltmeisterschaft Vereinskonkurrenz verschwand und erst wieder beim nächsten sportlichen Aufeinandertreffen auftauchen wird.

Es ist herrlich, diese Truppe in den letzten Jahren begleitet zu haben und zu wissen, dass ihr Karriereende noch nicht in greifbare Nähe rückt. Sie haben nun (fast) alles gewonnen, was man in einer Fußballerkarriere gewinnen kann. Nach einem wohlverdienten Urlaub kehren die Weltmeister dann zurück an die Säbener Straße und der Alltag beginnt. Heute feiern sie in Berlin, in der Nacht zum Montag waren bereits 200.000 Menschen in München unterwegs. Irgendwo in Deutschland hätten sie ein Denkmal verdient. Am Münchner Gärtnerplatz wird gerade gebaut – Platz genug wäre dort noch.