Viertelfinale Hinspiel: Juventus Turin – Münchner Stärke

Jan Trenner 03.04.2013
Bayern Juventus Turin Aufstellung
16′ Robben für Kroos,
90′ Gomez für Mandzukic,
90′ Shaqiri für Ribéry

Zugegeben: die Stimmungs- bzw. Gefühlslage vor Anpfiff war irgendwie komisch. Bis zur Auslosung hatte ich den künftigen italienischen Meister kaum bis überhaupt nicht auf dem Schirm. Klar, sie waren stark gegen Chelsea, aber hatten in der Gruppenphase keinen wirklich überragenden Gegner (Donezk, FC Nordsjælland) und sicherten sich souverän gegen Celtic Glasgow das Viertelfinalticket. Es gab halt nichts Spektakuläres und dann ist die »Alte Dame« etwas untergegangen. Zumindest in meiner Wahrnehmung. Plötzlich wurden sie uns dann zugelost und zu Titelfavoriten erkoren. Zu einem extrem schwierigen Los mit dem Schreckgespenst Andrea Pirlo. Den kennen wir Deutschen ja noch gut. Leider. Aus der Mixtur »Ungewissheit« und «Wundertüte« (Ich mein: Dreierkette, hallo?) wusste man nicht so recht was zu erwarten ist.

Kaum ertönte der Anpfiff stand es schon 1:0 für den FC Bayern. David Alaba hatte Platz vor dem gegnerischen Strafraum, Vidal fälschte leicht aber richtungsweisend ab und plötzlich zappelte der Ball im Netz. Frühe Führung oder auch: es läuft nach Plan. Mit dieser Sicherheit, großem Einsatz und Spielstärke gaben wir das Heft in den kommenden 90 Minuten nicht mehr aus der Hand. Die erste Halbzeit verging wie im Flug und wir erspielten Chance um Chance. Am Ende waren es 23 Schüsse auf das Tor von Gianluigi Buffon, aber die Verwertung der Möglichkeiten war schlecht. Punkt. Aktuell stört das nicht, aber daran muss gearbeitet werden. Ansonsten sehe ich das aber nicht überkritisch, denn schließlich spielen wir nicht mit einem klassischen Knipser wie Mario Gomez. Der steht dann halt nur in der gegnerischen Viererkette und wartet auf seine Chance. Mandzukic, Müller und Ribéry arbeiteten mit viel Einsatz in der Defensive und unterbrachen damit oft den Spielaufbau der Turiner. Dank dieser Stabilität haben sich vergebene Großchancen noch nicht gerächt. Jupp Heynckes hatte die Mannschaft taktisch erneut sehr gut eingestellt. In den meisten Spielsituationen hatte man das richtige Mittel parat und entschärfte mögliche Gefahren sehr früh.

An dieser Stelle muss Bastian Schweinsteiger hervorgehoben werden. Er ist Motor und Kopf unseres Spiels und zeigte gestern Abend wie gut er in Form ist. Traumhafte Pässe, wunderbare Übersicht und meistens mit der richtigen Idee zum notwendigen Zeitpunkt. WhoScored liefert Daten zum Vergleich der beiden Zentralen im Spiel: Schweinsteiger und Pirlo. Von Andrea Pirlo hätte ich nach der Vielzahl an Presseartikeln wesentlich mehr erwartet. Die Mannschaft hatte ihn gut im Griff und er konnte nicht hervorstechen. Sicher ein Schlüssel zum Erfolg.

Bastian SchweinsteigerAndrea Pirlo
Passquote96%70%
Kopfbälle gewonnen67%40%
Ballberührungen8758
Schüsse31

Über all den schönen Momenten im Spiel steht die schlimme Verletzung von Toni Kroos. Bereits in der 16. Minute kam Arjen Robben für ihn auf den Platz. Mit der Diagnose »Muskelbündelriss im Adduktorenbereich (rechts)« wird er für 8 Wochen ausfallen und uns in der entscheidenden Saisonphase fehlen. Als ein Kroos-Kritiker (»der hat ja manchmal nur die Haare schön«) habe ich oft nicht die besten Worte über ihn verloren. Manchmal gefällt mir sein Spiel nicht, aber in den letzten Wochen (und Monaten) ist deutlich geworden wie wichtig er als Zehner ist. Seine Ballsicherheit und intelligente Pässe haben einen ruhigen Raum vor der gegnerischen Abwehr gebildet. Gleichzeitig bringt er eine fantastische Technik mit. Wir erinnern uns einfach mal an die herrliche Direktabnahme bei Arsenal in London. Toni Kroos wird uns definitiv fehlen. Zum Glück haben wir inzwischen Alternativen im Kader. Gestern Abend konnte die Reihe Ribéry, Müller und Robben überzeugen. Besonders Arjen findet zu Leichtigkeit und Spielfreude zurück. Ein Xherdan Shaqiri steht ebenfalls bereit und was wäre eigentlich mit Schweinsteiger auf der 10? Gustavo und Martínez dann hinter ihm auf den 6ern. Hier kann man durchaus interessante Gedankenspiele betreiben. Zuerst aber: gute Besserung Toni.

Die Ausgangslage für das Rückspiel ist nun wirklich gut. Ein Tor in Turin und die Italiener müssten uns schon ordentlich was einschenken. Das 2:0 ist dabei ein gutes, aber kein bequemes Ergebnis und sollte die Konzentration hoch halten können. Ein Ausrutscher wie im Rückspiel gegen Arsenal darf und wird nicht passieren.

Am Wochenende können wir uns zum Deutschen Meister in der 50. Spielzeit der Bundesliga machen. Zum Rekordmeister in der Jubiläumssaison. Danach mit voller Konzentration auf Champions League und Pokal. Pack ma’s, München!

> Vielen Dank an Florian (@lik0n) für die Bilder aus der Allianz Arena